Was muht denn im Schweinestall?

Muuuh! Huch, was passiert jetzt, da geht plötzlich in dem alten, defekten Röhrenfernseher das Licht an, ein Segelschiff zieht seine Kreise hinter der nicht vorhandenen Mattscheibe und fährt zwischen einem Kuheuter hindurch. Es muht laut aus dem Fernseher heraus!

So wird Alfred Grimm bei seiner Einführung in die Ausstellung „Alfred Grimm : Kunst aufgestallt“ immer wieder unterbrochen, wenn sich das interessierte Publikum vor dem Werk Niederrheinische Sehkuh bewegt. Denn seine Objekte können durchaus mal einen Bewegungsmelder integriert haben. Die Besucher lösen diesen aus und werden bei dem einen oder anderen Werk mit eingebauten Effekten überrascht. Der Beuys-Schüler hat mit der Kunsthistorikerin Silke Noltenhans vom Kreativhof Lehmberg zusammen die Ausstellung kuratiert: Es sind Werke aus Grimm’s Oeuvre zu sehen, die sich kritisch mit der Natur, dem Umgang mit derselben sowie unserem Verhalten in der Landwirtschaft und mit ihren Produkten auseinandersetzen.

Grimm nutzt gern Alltagsgegenstände für seine Kunst, die neu zusammengesetzt und mit unüblichen Techniken ver- und bearbeitet werden. Er rüttelt auf, indem er überraschende und spannende Aspekte unserer komplexen Gesellschaft, unserer gefährdeten Umwelt oder Ereignisse aus Geschichte, Politik und Religion thematisiert. Seine Gedenkkunst ist in seiner Geburtsstadt Dinslaken häufig im öffentlichen Raum anzutreffen. Auch als Kunstlehrer und Mitbegründer des Kulturkreises Dinslaken e. V. hat er seine Spuren hinterlassen.

In seinem Werk „Gemüsekiste“ sprießt ein Kreuz, denn Landleben und Religion sind heute noch eng miteinander verbunden. Seine Reihe Kruzifixwerke sind weit über die Grenzen des Niederrheins hinaus bekannt. Trotz ihrer manchmal gewagten Gestaltung, trauen sich durchaus diskussionsfreudige Kirchengemeinden, Grimm’s Kunst in Kirchen auszustellen. Widersprüchliche Reaktionen und Emotionen sind vorprogrammiert.

Die Ausstellung in der Landgalerie des Kreativhofs Lehmberg befindet sich in einem ehemaligen Schweinestall. Alfred Grimm, der selbst in Hünxe auf einem alten Hof wohnt, wollte bereits seit geraumer Zeit in der Landgalerie ausstellen, da ihn der Ort reizte, denn der Stall zeigt noch viel Ursprüngliches. Auch sein Lehrer Joseph Beuys hat seine erste Ausstellung bei den bekannten niederrheinischen Brüdern van der Grinten in einem Viehstall in Kranenburg präsentiert. Fast 70 Jahre danach stehen nun die Gäste in der Hamminkelner Landgalerie und zeigen sich begeistert, dazu gehörten auch der stellvertretende Landrat des Kreises Wesel, Heinrich Friedrich Heselmann, und die nominierte SPD-Landtagskandidatin Kerstin Löwenstein.

Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Mai von Di-So und an den Osterfeiertagen zu sehen. Eintritt frei!

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